In den letzten Jahren wurden im Feld der Theaterpädagogik Fragen nach den Bedingungen und Setzungen des eigenen Schaffens laut. Diese kritische (Selbst-)Befragung wurde von verschiedenen Bewegungen aus der Theorie und Praxis angestossen. Wesentliche Impulse kommen einerseits aus den seit einigen Jahren geführten Debatten um die Reproduktion von Rassismus auf der Bühne sowie Kritik an rassistischen, sexistischen und ableistischen Strukturen von Theaterinstitutionen. Zugleich diskutieren verschiedene Theoretiker*innen mögliche macht- und diskriminierungskritische Ansätze in der Theaterpädagogik und Kulturellen Bildung (vgl. u.a. Meyer 2016; Mörsch 2019; Sternfeld et al. 2017; Landkammer 2017). So untersucht Carmen Mörsch in ihrer Studie „Die Bildung der A_N_D_E_R_E_N“ (2019) etwa, inwiefern Kunstvermittlung und Kulturelle Bildung seit ihrer Entstehung in der frühen Aufklärung als Instrumente der Disziplinarisierung fungierten. Zugleich zeichnet sie aus feministischer Perspektive nach wie das Feld der kulturellen Bildung genutzt wurde und wird, um Räume für Selbstartikulation und Umverteilung zu erkämpfen (vgl. Mörsch 2019).
Vor diesem Hintergrund führt das Seminar Stimmen und Ansätze aus der Theaterpädagogik, der Kulturellen Bildung und des Theaters zusammen. In den verschiedenen Sitzungen beleuchten wir einerseits wo und wie Machtstrukturen, Diskriminierungen und Ausschlüsse in theaterpädagogischer Praxis wirken. Andererseits nehmen wir künstlerische Strategien und Ansätze in den Blick, die versuchen Barrieren abzubauen, Repräsentationspraktiken zu irritieren und alternative Formen der Zusammenarbeit zu entwerfen. Dabei befassen wir uns u.a. mit Othering auf der Bühne, der Zugänglichkeit verschiedener Theaterangebote, dem Raum Schule und Theater zwischen Stadt und Land. Wir lesen Essays und Theorietexte und probieren praktische Übungen und künstlerische Methoden aus. Die Gewichtung der Themen können zu Beginn des Semesters je nach Interesse der Gruppe festgelegt werden.